Lehrpfad: Nr. 7 – Wildbienen im Botanischen Garten

Im Botanischen Garten Dresden lebten 2003 mehr als 100 Wildbienenarten. Was für eine beeindruckende Vielfalt!

Viele Wildbienen ziehen ihre Jungtiere in Niströhren auf, die sie in den Boden graben. Einige bauen ihre Kinderstuben in den Insektennisthilfen (manchmal auch „Bienenhotels“ genannt), die hier angeboten werden. Zu den Arten, die davon besonders profitieren, gehören die Gehörnte und die Rote Mauerbiene: Beide Arten nehmen gern Hohlräume von Insektenhotels als künstliche Nisthilfe an. Die hintereinander liegenden Brutzellen ihrer Nester bauen sie aus lehmiger Erde. Meist wachsen in den hinteren Zellen Weibchen, in den vorderen Männchen heran. Die Kinderstube der Mauerbienen erkennt man leicht an ihrem Lehmverschluss. Die Rote Mauerbiene passt schon in Röhren ab 5 mm Innendurchmesser. Ihre Nestverschlüsse sind meist etwas gröber und schlampiger ausgeführt als die der etwas größeren Gehörnten Mauerbiene. Besonders die Rote Mauerbiene gilt als effektive Bestäuberin von Obstbäumen. Sie übertrifft dabei sogar die Honigbiene. Obstbauern setzen sie aus diesem Grund gezielt zur Bestäubung ein.

Im Botanischen Garten findet man auf 14 Wildbienenpfad-Tafeln noch zahlreiche weitere Informationen zu vorkommenden Wildbienenarten und ihrer Lebensweise.

Wildbienenpfad Botanischer Garten Dresden   

Weitere Informationen:

  1. Die Bienenfauna des botanischen Gartens Dresden. R. Münze, D. Langner, M. Nuß; Sächsische Entomologische Zeitschrift 1 (2006)
  2. Wildbienenpfad Botanischer Garten



Lehrpfad: Nr. 10 – Wiesen(ge)schichten

Wiesen sind abwechslungsreich und bunt. In jedem Fall sind sie mehr als grüner Rasen – sie sind Lebensraum für Insekten, ein Refugium für viele Wildpflanzen und auch ein Kulturgut, denn eine Wiese wird geschaffen durch regelmäßiges Mähen. Keine Wiese gleicht einer anderen – je nach Bodenbeschaffenheit, Sonneneinstrahlung und Bewirtschaftung hat jede eine andere Artenzusammensetzung und dadurch ein eigenes Gesicht.

Das ökologische Potenzial einer Wiese ist enorm, denn in ihren Schichten gibt es vielfältige Nahrungsangebote und Nistmöglichkeiten.

Schichtaufbau der Wiese
Grafik: sofatutor.com: Aufbau der Wiese

Sichtbar ist vor allem die Blütenschicht. Hier gibt es ausreichend Licht für die Pflanzen: viele Gräser aber auch zahlreiche Blütenpflanzen, überwiegend mehrjährig. Wildbienen, Schmetterlinge, Schwebfliegen und viele andere Insekten finden Nektar und Pollen als Nahrung, aber auch Ruhe- und Schlafplätze. Und auch die Räuber, wie z.B. Krabbenspinnen, sind natürlich erfolgreich!

Etwas versteckt bietet die Blatt- und Stängelschicht geschützten Lebensraum für Heuschrecken, netzbauende Spinnen, Schmetterlingsraupen, Blattkäfer, -wanzen und -läuse.

Fotos: Willibald Lang

 

In der Streuschicht ist es feucht und schattig – ideale Bedingungen zum Verstecken und zur Eiablage für kleinere Tiere wie Tausendfüßer, Schnecken, Käfer und Grillen und auch bodenbrütende Vögel oder Eidechsen, Blindschleichen und Schlangen. Das manchmal übliche Mulchen zerstört dieses Gleichgewicht: zu viele Pflanzenreste können nicht ausreichend zersetzt werden und das Keimen von Samen wird verhindert. Zusätzlich werden der Wiese dadurch Nährstoffe zugeführt, die die Artenvielfalt vermindern.

Der Boden ist weitgehend unseren Blicken entzogen – aber entscheidend für die Versorgung und Stabilität der Pflanzen. Außerdem ist ein verstecktes Reich dort zu finden: Wohnraum und Schutz für kleine Säuger. Auch ein Großteil der Wildbienen nisten im Boden (möglichst an vegetationsfreien Stellen), und Hummelköniginnen überwintern hier oder nutzen alte Mäusehöhlen für ihre Völker.

Der Lebensraum Wiese wird durch das Mähen erhalten – aber auch bei jeder Mahd gestört. Die meisten Insekten überleben einen Rasenmäher nicht – Sense oder Balkenmäher jedoch schon. Wichtig ist es zudem nur 1 – 3 Mal pro Jahr und jeweils nur Teilbereiche zu mähen, damit in den verbleibenden ungemähten Wiesenteilen Rückzugsräume und Futterquellen für die Tiere bestehen bleiben.

Stationsverantwortliche: Claudia Sperling / Kerstin Walther

 




Lehrpfad: Nr.8 – Frühlingsbote Kornelkirsche

Die Kornelkirsche ist einer der ersten Frühlingsboten. Sie erfreut uns mit ihren leuchtenden goldgelben Blüten – hält aber noch viel mehr bereit.

Bei milder Witterung blüht sie schon Ende Februar und bietet ein reiches Angebot an Nektar, aber auch wertvolle Pollen: ein leckerer Schmaus für Honigbienen, Hummeln und andere Wildbienen. Die kugeligen Blüten, die in kleinen Dolden wachsen, verströmen einen dezenten Duft, der an Honig erinnert und erscheinen vor dem Austrieb der Blätter. Später im Jahr (Ende September) reifen knallrote Steinfrüchte, die sehr gerne von Vögeln vernascht werden.

leuchtende gelbe Frühjahrsblüten

Die Kornelkirsche, in der Schweiz nicht von ungefähr auch „Tierlibaum“ genannt, ist für alle, die einen naturnahen Garten schaffen wollen eine wunderbare Alternative zur Forsythie, deren Blüten keinerlei ökologischen Nutzen haben.

Aber auch wenn die Blüten wunderschön sind: Belassen Sie Bienen und Vögeln ihre Nahrungsgrundlage und pflücken Sie keine Äste der Büsche ab!

Honigbienen und viele Wildbienen haben im Frühjahr nur eine geringe Auswahl an Pflanzen, um genug Pollen als Nahrung für die jungen Bienen zu sammeln. Besonders junge Hummelköniginnen, die im Frühjahr aus ihren Winterquartieren kommen benötigen viel Nahrung für den Start ihres eigenen Volkes – jeder warme Tag und jede Blüte wird benötigt, um Kraft zu sammeln.

rote Früchte

Der lateinische Name der Kornelkirsche Cornus mas lässt sich vom harten Holz ableiten: Cornus bedeutet wohl „Lanze aus hartem Holz“, mas bedeutet männlich. Tatsächlich ist das Holz der Kornelkirsche das härteste Holz, das in Europa wächst und aufgrund der hohen Dichte sogar im Wasser sinkt!

Die Früchte der Kornelkirsche schmecken nicht nur Vögeln sondern sind auch für Menschen sehr lecker. Sie können sowohl roh als auch gekocht als Marmelade gegessen werden und enthalten besonders viel Vitamin C. Auch aus der Pflanzenheilkunde sind zahlreiche Anwendungen bekannt. Schon Hildegard von Bingen empfahl ein Bad aus Rinde, Holz und Blättern gegen Gicht, die rohen Früchte sind heilsam für den Magen, aus den Blättern lässt sich Tee zubereiten.

Die Kornelkirsche ist also ein wahrlich vielseitiger Bienenmagnet.

 

Quellen:

Foto Blüten: Marion Loeper

Foto Beeren: Claudia Sperling




Lehrpfad: Nr 16 – Jahreskreislauf Biene

Das geheime Leben der Honigbiene – und ihrer wilden Schwestern

Die Honigbiene ist die prominenteste Vertreterin der Bienenfamilien.

Es gibt weltweit neun Honigbienenarten, von denen nur eine in Deutschland lebt – und ca. 20.000 Wildbienen-Arten also wildlebende Bienen), davon immerhin knapp 570 in Deutschland.

Honigbienen sind dafür bekannt, dass sie in einem Volk leben, das sich über mehrere Jahre erhält, und dort Vorräte einlagert.

Eine Arbeiterin stellt in ihrem Leben ca. 2 Teelöffel Honig her (knapp 3 g), ein Bienenvolk durchschnittlich bis zu 30 kg.

Auch Hummeln bilden Staaten, jedoch werden diese jedes Jahr neu aufgebaut. Hummeln sind die bekanntesten unter den Wildbienen. Die meisten anderen Wildbienen-Arten leben jedoch solitär, d.h. als Einsiedler.

Etwa 90% der in Deutschland lebenden Bienenarten sind Solitärbienen. Sie verschließen ihre Nistgänge – in Böden, Gestein, Hölzern, Stängeln usw. – ohne, dass es Kontakt zwischen den Generationen gibt: I.d.R. stirbt das Weibchen, bevor seine Nachkommenschaft voll entwickelt ist und Wochen oder Monate später schlüpft.

Alle Bienen haben gemeinsam, dass sie für ihre Ernährung Blüten benötigen. Dort finden sie energiespendenden, zuckerhaltigen Nektar und Pollen als Eiweißquelle. Manche Bienen sammeln statt Nektar Öl aus Ölblumen.

Neben der Eigenversorgung und Ernährung der Brut spielen Blüten auch eine Rolle zur Gewinnung von Nestbaumaterial, als Schutz oder zum Schlafen, sowie für die Partnerfindung bzw. Paarung.

Bienen verteilen bei ihrer Nahrungssuche den Pollen von Blüte zu Blüte und sorgen damit für die Befruchtung der Blüten – also dafür, dass aus Blüten Früchte werden können. Das sichert uns Menschen eine wichtige Nahrungsgrundlage. Manche Pflanzen können nur von bestimmten Bienenarten bestäubt werden, z.B. wenn die Form ihrer Blüten einen bestimmten Körperbau für das Erreichen des Nektars voraussetzt. Tomaten werden beispielsweise vor allem von Hummeln bestäubt, da dort der Pollen recht fest sitzt und Hummeln diesen mit ihren Flugmuskeln unter Vibration herausschütteln können.

Die Bestäubungsleistung wird zu etwa 80 % von Bienen erbracht, dabei wird etwa jede dritte Pflanze von Honigbienen bestäubt. Die Bestäubungsleistung von Wildbienen ist deutlich höher. Sie fliegen auch bei niedrigeren Temperaturen und leichten Niederschlägen und können so eine längere Saison abdecken.

Durch Flächenversiegelung in Städten sowie die Industrialisierung der Landwirtschaft fehlen den Bienen ihre Nahrungspflanzen. Wenn in solch ausgeräumten Landschaften Nahrungspflanzen angebaut werden, dann liegt meist nur ein einseitiges und zeitlich begrenztes Futterangebot vor. Ein gesundes Honigbienen-Volk braucht jedoch einen vielfältigen und kontinuierlichen Futterstrom. Auch Wildbienen benötigen ein je nach Art geeignetes Futterangebot während ihrer aktiven Lebensphase. Manche leben zudem in Symbiose mit spezifischen Pflanzen und sind auf das Vorhandensein genau dieser Pflanze und deren Blühen zur richtigen Zeit angewiesen. Um für alle Bienen ein stetiges, vielfältiges Nahrungsangebot vom zeitigen Frühling bis in den Herbst hinein zu erreichen, kann selbst ein kleiner sorgsam bepflanzter Kasten auf der Fensterbank einen Beitrag leisten!

Kornblumen, Sonnenblumen, Steinklee oder Bartblumen oder Gehölze wie Weiden, (Kornel-)Kirschen, Himbeeren, wilder Wein oder Kastanien.

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Lehrpfad: Nr 6 – Bienenfreundliche Grabbepflanzung

Für Insekten, Vögel und andere Tiere sind Friedhöfe wichtige Lebensräume.
Insbesondere Insekten freuen sich über Blüten, die Nektar und Pollen spenden.

Das Pflanzen von blühenden Nahrungsquellen auf den Gräbern ist eine gute Möglichkeit dieses Leben zu fördern.
Auf einer Modellfläche auf dem Striesener Friedhof sind Ideen aufgezeigt, wie eine Gestaltung der Gräber im Jahreslauf ohne viel Aufwand möglich ist.
Aus der großen Auswahl der in Frage kommenden Pflanzen sind hier beispielhaft einige aufgeführt.

Im Frühjahr ist der große Auftritt der Zwiebelpflanzen: Krokusse, Blausterne und Winterlinge stellen schon früh im Jahr Nektar und Pollen für Hummeln und Bienen bereit. Lungenkraut, Himmelschlüsselchen, Akelei und kriechender Günsel (Bodendecker) folgen.

Akelei mit Hummel Akelei: (c) Daniel Wanke (Pixabay)

Im Sommer seien aus der großen Vielfalt besonders umschwärmter Pflanzen Glockenblumen, Salbei, Lavendel, Katzenminze, Thymian und Stockrose hervorzuheben.

Glockenblume mit Bienenpo (c) Marion Loeper

Im Herbst sind besonders Fetthenne (Sedum telephnium), Astern und die Besenheide (Calluna vulgaris) eine gute Nahrungsquelle.

Fetthenne (c) Manfred Richter (Pixabay)

Neben den genannten mehrjährigen Pflanzen, die immer wieder kommen und somit den Pflanzaufwand reduzieren, können Einjährige die Pflanzung ergänzen. Vertreter hierfür sind Vergissmeinnicht, Ringelblume, Kornblume oder Sonnenblumen, die den Menschen Freude und den Tieren Nahrung schaffen.

Vorraussetzung ist jedoch immer, dass die Blüten ungefüllt sind, denn nur dann können die Insekten den wertvollen Pollen und Nektar der Blüten erreichen.

Bei der Pflanzung ist auf die jeweiligen Standortansprüche der Pflanzen (Besonnung, Boden und Bodenfeuchte) zu achten.

Auf der beispielhaften Modellfläche sind Ideen aufgezeigt, wie eine Gestaltung im Jahreslauf ohne viel Aufwand mit diesen oder anderen Pflanzen möglich ist.

 

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Lehrpfad: Nr 3 – Honigbienen weltweit

Stationsverantwortliche: Marion Loeper

Honigbienen gehören zu den Hautflüglern. Diese Gruppe, zu der auch Wespen, Hornissen, Hummeln und Ameisen gehören, entwickelte sich zur vielfältigsten Kategorie innerhalb der Insektenwelt. Evolutionär ging die Biene wohl vor etwa 50 Millionen Jahren aus der Wespe hervor. (Fast) alle Bienen sammeln Nektar – aber nur Bienen der Gattung Apis (Honigbienen) legen große Vorräte davon an und bilden Staaten. Das ermöglicht ihnen zeitweise unabhängig von der Umgebung zu überleben – so wie unsere Honigbienen im Winter. Diese Anpassungsfähigkeit erklärt das weltweite Vorkommen der Honigbienen. Es gibt 9 Arten der Honigbiene, die sich in körperlicher Hinsicht (Größe, Färbung, Behaarung), regionaler Verteilung und Lebensweise unterscheiden.

Es gilt als gesichert, dass sich die Honigbiene in Afrika und später in Europa entwickelte, jedoch auf Grund der Eiszeit in wärmere Gebiete Afrikas und Asiens zurückgedrängt wurde. Die Westliche Honigbiene (Apis mellifera) kehrte im Zuge der Kolonialisierung als einzige Honigbienenart über Afrika und den mediterranen Raum nach Eurasien zurück. Die anderen acht der neun weltweit anerkannten staatenbildenden Honigbienenarten sind heute lediglich noch in den tropischen Gebieten des asiatischen Kontinentes heimisch.

Zwerghonigbienen
Zwerghonigbiene
Zwergbuschbiene
 
Apis florea
Apis andreniformis
Höhlennistende Bienen
Westliche Honigbiene
Rote Honigbiene
Asiatische Bergbiene
Östliche Honigbiene
Apis nigrocincta
 
Apis mellifera
Apis koschevnikovi,
Apis nuluensis
Apis cerana
Apis nigrocincta
Riesenhonigbienen
Kliffhonigbiene
Riesenhonigbiene
 
Apis laboriosa
Apis dorsata

Tabelle: Übersicht über die Honigbienen weltweit1

Das Verbreitungsgebiet der westlichen Honigbiene reicht vom Süden Afrikas bis zum 60.Grad nördlicher Breite hoch im Norden Europas, vom Kaukasus im Osten bis zum südlichsten Zipfel Spaniens.  In diesen klimatisch stark voneinander abweichenden Lebensräumen bildete die Westliche Honigbiene zahlreiche Unterarten aus, die perfekt an das regionale Klima und die damit verbundene Vegetation angepasst sind. Der Umgang mit Vorratshaltung für den Winter oder für Trockenzeiten im Sommer und die Abwehr von Krankheitserregern, Feinden und Räubern sind die große Herausforderungen. Die westliche Honigbiene gehört zu den höhlennistenden Arten. Im Gegensatz dazu gibt es auch freibrütende Arten, die an Ästen nisten.

Zu den Unterarten der westlichen Honigbiene gehört die Dunkle Biene (Apis mellifera mellifera), die einzige Honigbiene, die nach der letzten Eiszeit in den Wäldern der nördlichen Hemisphäre Europas lebte. Südlich der Alpen lebten die Iberische Biene (Apis mellifera iberica) sowie in Italien Apis mellifera ligustica und in Österreich Apis mellifera carnica.

Die Kärntner Biene, auch einfach „Carnica“ genannt, eine Bergbiene, die in den Alpen auf etwa 1.500 m zu Hause ist, wurde im letzten Jahrhundert in Deutschland eingeführt und ist mittlerweile aufgrund ihrer für den Imker günstigen Eigenschaften (z.B. Sanftmütigkeit, rasche Frühjahrsentwicklung) die überwiegend vorkommende Honigbiene. Mittlerweile gibt es gezielte Züchtungen wie z.B. die Buckfastbiene, eine genfeste Kreuzung aus italienischer und dunkler Biene – eine sehr leistungsstarke Biene mit dem Schwerpunkt auf Honigertrag2 – und die Landbiene, die durch Paarung verschiedener ortsansässiger Ökotypen der lokalen Unterart der Honigbiene entsteht.

Die meisten Honigbienenvölker werden von Imkern betreut. Sie sind jedoch in der Lage selbstständig zu überleben, was die zahlreichen wildlebenden Bienenvölker3 in Baumstämmen und Häusern, auch in und um Dresden beweisen. Allerdings sind diese beständig gefährdet durch fehlende Lebensräume und Nahrungsquellen, sowie durch Krankheiten und Schädlinge, beispielsweise die Varroamilbe oder die Amerikanische Faulbrut, die im Zuge der Globalisierung aus anderen Teilen der Welt importiert wurden.

 

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Quellen bzw. weiterführende Literatur:

1 Ruttner: Naturgeschichte der Biene Franckh-Kosmos-Verlag, Stuttgart 1992.
2 Bruder Adam: Koch, C; Auflage: 2., Aufl. (1983)
3 Seeley T.D.: Auf der Spur der wilden Bienen.

Gay J., Menkhoff, I.: Das große Buch der Bienen. Fackelträger Verlag, Köln, 2012




Lehrpfad: Nr 11 – Wesensgemäße Bienenhaltung

Stationsverantwortlicher: Alexander Schlotter

Die grundlegende Idee der wesensgemäßen Bienenhaltung ist ein tiefer Zugang des Imkernden zur Idee des „Biens“: das Bienenvolk als einem individuellen und intelligenten Organismus, der mehr ist als die Summe seiner Einzelteile. Es geht um Respekt vor dem anderen Wesen.

Die Ursprünge der Wesensgemäßen Bienenhaltung reichen bis zu der vor etwa einhundertfünfzig Jahren von Johannes Mehring und später von Ferdinand Gerstung formulierten organischen Auffassung des Bienenvolks als einem Organismus zurück.

Die Bezeichnung selbst entstammt wohl den Vorträgen Rudolf Steiners, dem Begründer der anthroposophischen Idee, „Über das Wesen der Bienen“ von 1923.

Folgende Grundlagen der Arbeit mit den Bienen zeigen, dass versucht wird, so nah wie möglich an den natürlichen Lebensäußerungen der Bienen zu arbeiten. Sie sollen sozusagen gelenkt, nicht gezwungen werden.

  • Grundlage für die Vermehrung ist ausschließlich der natürliche Schwarmtrieb der Bienen. Wesentlich ist: die Bienen geben den Vermehrungsimpuls, nicht der Imker. Trotzdem heißt imkern mit dem Schwarmtrieb nicht zwingend, ausschließlich über Naturschwärme zu vermehren. Dem Imker stehen vielfältige Möglichkeiten der sogenannten Schwarmvorwegnahme zur Verfügung.
  • Die aus dem Schwarmtrieb resultierenden, meist fest terminierten Abläufe im Bienenvolk und der Naturwabenbau werden auch zur Bauerneuerung genutzt. Nach dem Auslaufen der letzten alten Brut, wenn die junge Königin gerade beginnt, die ersten Eier zu legen, werden alle Waben durch den Imker entnommen und durch die Bienen neu erbaut.
  • Die Bienen bauen ihre Waben im Brutraum vollständig aus eigenem frischen Wachs (Naturwabenbau) ohne Vorgabe von vorgeprägten Wachsplatten. Der Wabenbau ist für die Bienen ein lebenswichtiges Organ, in das wir so wenig wie möglich eingreifen.
    So ist auch das Brutnest – Gerstung nennt es „das Bienkind“ –  gleichsam ein Heiligtum. Hier wird nichts umgehängt, getauscht oder gedreht.
    Ein wichtiger Vorteil des Naturwabenbaus ist, dass vollständig auf die Gabe von Altwachs in Form von Mittelwänden verzichtet werden kann. Es sind lediglich Holzleisten als Baurichtungsvorgabe erforderlich.

Selbstverständlich wird dem Bien außerdem eine „Wohnung“ (Beute) aus natürlichen Materialien (also nicht aus Styropor oder Plastik) zur Verfügung gestellt .

Wesensgemäß – ein großes Wort

Der Begriff leitet sich aus der anthroposophischen Weltanschauung her und fußt auf Rudolph Steiners Arbeitervorträgen Über das Wesen der Bienen am Goetheanum, 1923.

Betrachtet man die Formulierung ohne anthroposophische Brille, kann man durchaus zu der Einschätzung gelangen, es handele sich um eine gehörige Portion Anmaßung. Wissen wir denn, was das Wesen der Biene ist, wenn wir Schwierigkeiten haben, unser eigenes Wesen zu erkennen? Und ist das nicht sowieso ein Widerspruch: „wesensgemäß“ und „BienenHALTUNG“ oder noch besser „Imkerei“?

Der wesensgemäßen Bienenhaltung jedenfalls, und damit dem Mellifera e.V. und im Norden dem De Immen e.V., ist das wieder entstandene breite Interesse an Bienen und der Imkerei zu verdanken und ein schon früh breit aufgestelltes Angebot an Weiterbildungsmöglichkeiten für Imker. Auch die Bienenkiste, wie kritisierenswert sie auch immer sein mag, hat vielen einen niedrigschwelligen Einstieg in die Imkerei gebracht.

Und: „wesensgemäße Bienenhaltung“ ist eine griffige Umschreibung für das, was man sonst vielleicht „Imkerei auf Grundlage einer organischen Auffassung vom Bien“ nennen müsste.

Fazit

Es geht in der wesensgemäßen Bienenhaltung um eine Imkerei, deren geistige Haltung den Bien als einen integren Organismus respektiert. Es geht um Respekt vor dem anderen Wesen und auch die imkerlichen Ertragsabsichten werden daran orientiert.

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Weiterführende Literatur:

 




Lehrpfad: Nr 13 – Historische Bienenbeuten

Stationsverantwortliche: Karsten Jahnke und Claudia Sperling

Hohle Bäume sind für Honigbienen in Mitteleuropa perfekte Nistplätze. Sie bieten im Winter Schutz vor der Kälte und erschweren es Räubern den süßen Honig zu stibitzen. Aber schon in der Frühzeit versuchten auch Menschen einen Teil des Honigs zu bekommen – anfangs indem sie die Honigwaben aus den natürlichen Baumhöhlen entnahmen (Zeidlerei). Einfacher wurde es später dadurch, dass künstliche Baumhöhlen für Bienen (sogenannte Beuten) anfangs in Stämmen, später auch aus anderen Materialien hergestellt wurden. Schon in der Antike wurde dafür im Mittelmeerraum Ton verwendet. In anderen waldarmen Gebieten sind Strohkörbe, sogenannte Stülper, beliebt.

Die ersten künstlichen Bienenbeuten aus Holz waren Klotzbeuten, deren Form der natürlichen Form des Stammes ähnelt, die aber räumlich bewegt werden können. Damit stellten sie den Übergang zur modernen Bienenhaltung dar. Im Innenraum von Klotzbeuten können die Bienen ihre Waben entweder frei anlegen oder es werden Holzstäbe als Bauhilfe eingefügt, was die Entnahme des Honigs sehr erleichtert.

Die beiden hier im Museum für Sächsische Volkskunst ausgestellten sogenannten Figurenbeuten vereinten praktische Zwecke mit dekorativen und repräsentativen. Ihre Blütezeit erlebten diese volkstümlich geschnitzten und bemalten Beuten, die eher an Holzstatuen als an Bienenwohnungen erinnern, zwischen der Mitte des 18. und dem Ende des 19. Jahrhunderts.

Die dargestellten Figuren waren häufig furchteinflößend anzusehen – wieder sollten Honigräuber abgeschreckt werden. Beliebt waren deswegen Beuten mit militärisch-kriegerischem Hintergrund, teilweise kombiniert mit exotischen Elementen, wie Kosaken, Husaren oder Türken. Aber auch auf den Hinterbeinen stehende Bären und Löwen waren beliebt.

Andere Imker bevorzugten Figuren aus dem religiösen oder bäuerlichen Umfeld wie Strickerinnen, Bauern in Tracht oder Apostel und Heilige, beispielsweise den Schutzheiligen der Imker, den Heiligen Ambrosius.

Moderne Figurenbeuten gibt es nur wenige. Bei der Neugestaltung von Bienenbeuten werden für die Darstellung oft historische Persönlichkeiten gewählt. Vermehrt soll mit der künstlerischen Darstellung auch das Bewusstsein für die Biene als wichtigem Teil der Natur geweckt werden.

Figürliche Bienenbeuten: Strickerin und Stricker. Umgebung von Tharandt, Mitte 19. Jahrhundert, Erlenholz mit Kaseinmalerei

 

Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Klotzbeute
https://www.monumente-online.de/de/ausgaben/2006/4/bienen-im-bauch.php#.XlT_EetCdTY
https://www2.hu-berlin.de/bienenkunde/index.php?id=119

 

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Lehrpfad: Nr 12 – Naturgarten

Stationsverantwortliche: Claudia Sperling & Cornelia Obst

Der Interkulturelle Naturgarten Coswig ist ca. 11.000 m² groß – und bietet (Wild-) bienen ein abwechslungsreiches Nahrungsangebot sowie vielfältige Nistmöglichkeiten. Es gibt eine große Blühwiese und die Beetflächen sind von Wildkräutern umgeben. Die gesamte Fläche ist mosaikartig strukturiert aus offenen Böden (meist Beete), kurzrasigen Wiesenflächen mit sandigen, graslosen Stellen, Altgrasstreifen, umfangreichen Grünschnittlagerungen, Wurzel-und Astlagerungen sowie Steinhäufen. Die Randbereiche bestehen aus Wildsträuchern und Bäumen. In den Grünschnittlagerungen wurden mehrfach Nester verschiedener Wildbienen festgestellt. Und aufgrund der vielfältigen Habitate finden neben den Bienen auch viele andere Insekten, Spinnen, Vögel, Zauneidechsen, Ringelnattern und kleine Säugetiere Unterschlupf und Nahrung. Weiterhin erfreuen sich 2 Honigbienenvölker an den vielfältigen Blütenangeboten.

Auf den Beeten findet man viele Blumen – selbstverständlich bienennährende! Aber auch verschiedene Gemüsearten und – sorten, Kräuter, Beeren und Wildobstarten werden ökologisch angebaut. Es gibt zahlreiche Gemüse wie z.B. Tomate, Paprika und Aubergine die nach einer Bestäubung besser fruchten. Bei anderen Gemüsesorten wie Kohl, Möhren, Spargel, Lauch und Zwiebeln kann man einige Pflanzen stehen lassen. Das ist zu einem hübsch anzusehen und zum anderen erfreuen sich die Spargel-Schmalbiene (Lasioglossum sexnotatum) oder die Lauch-Maskenbiene (Hylaeus punctulatissimus) daran.

Als Nistmöglichkeit für die zahlreichen bodenlebenden Wildbienen (ca. 75 % der Wildbienen gehören dazu) beinhaltet der Naturgarten neben einem großen Teil nicht bearbeiteter Brachflächen zusätzlich zwei Lehmbauten. Im Frühjahr ist weiterhin der Bau einer Bruchsteinmauer mit Lehmfüllung geplant.

Lehmbau-Nisthilfe

Der Verein „Interkultureller Garten Coswig e.V.“ gründete sich im Jahr 2008. Nicht nur der Natur wurde hier Raum gegeben. Hier fanden Menschen die Möglichkeit für Begegnung und Austausch sowie eine sinnvolle Beschäftigung. Aus diesem Grund wurde gemeinsam mit Aussiedlern und Einheimischen auf diesem Stück Land der Stadt Coswig ein Garten angelegt.

Die Mitstreiter kommen aus Radebeul und Coswig aber auch aus Pakistan, Indien und Libyen. Sie brachten neue kulturelle Impulse und auch Anbaumethoden mit und hauchen dem Namen des Gartens Leben ein.

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Quellen:

Der Wildbienen-Schaugarten: Schöne Pflanzen als Bienenmagnete im Naturgarten. Mandy Fritzsche ISBN: 978-3981880311

Wie es im Gemüsegarten summt. kraut&rüben 4/2017

 




Lehrpfad: Nr. 9 – Hummeln – Majestäten auf Futtersuche

Autoren: Marion Löper, Kerstin Walther

Jedes Jahr im Frühjahr kommen Hummelköniginnen unterschiedlich gestreift, aber immer flauschig und durch ihren Pelz wärmend geschützt aus ihren Winterquartieren in die zögerlich erwachende Frühlingsflur. Sie haben einen Riesenhunger. Nach einem langen Winterschlaf, ganz auf sich gestellt, benötigen sie Nektar, um Kraft und Energie zu tanken und eiweißreichen Pollen zum Reifen der Ovarien – der Voraussetzung, um einen eigenes Volk zu gründen. Eine blühende Krokuswiese bietet den Hummelköniginnen im Frühjahr daher ein großartiges Hummelköniginnenfrühstück!

Für die Hummelkönigin gibt es im Frühjahr viel zu tun: Sie muss einen geeigneten Nistplatz finden. Baumhummeln werden in hohlen Bäumen und Vogelnistkästen fündig, Erdhummeln bevorzugen verlassene Nagetiernester. Wiesen-, Acker- und Veränderliche Hummeln nisten sowohl ober- als auch unterirdisch. Das Nest wird mit Gras oder Moos gepolstert.

Die Hummelkönigin baut ein Wachstöpfchen, legt den gesammelten Pollen hinein und darauf ihre Eier. In einem zweiten Wachstopf sammelt sie Honig als Nahrung für die Larven und sich selbst. Aktiv wärmt sie die Brut und hält dabei eine konstanten Nesttemperatur von 30-33°C. Nach 3 Wochen schlüpfen die ersten Arbeiterinnen, die sie bei Brutpflege und Nahrungssuche unterstützen.

Später im Jahr, wenn das Volk gewachsen und sich auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung befindet, schlüpfen die Geschlechtstiere. Die voll entwickelten Weibchen, die Jungköniginnen werden von den Männchen, den Drohnen, begattet, fressen sich ausreichend Winterspeck an und suchen sich ein geschütztes Winterquartier. Sie verbringen anschließend bis zu acht Monate im Winterschlaf.  Zeitig im folgenden Jahr werden die überlebenden Hummelköniginnen einen neuen Hummelstaat gründen.

Hummeln sind Wildbienen. In Europa gibt es 36 heimische Arten. Sieben davon sind gut zu unterscheiden und gelten als häufig. 16 dagegen stehen auf der Roten Liste.

Hummeln gehören zu unseren wichtigsten Bestäubern. Eine einzelne Hummel besucht pro Tag mehrere Tausend Blüten und ist dafür, auch bei trüben oder kaltem Wetter, bis zu 18 Stunden unterwegs. Mehr als 100 verschiedene Obst- und Gemüsesorten sind auf die Bestäubung durch Hummeln angewiesen.

Krokuswiesen – Hummelköniginnenfrühstück

2019 wurden auf dieser Wiese auf dem Neuen Annenfriedhof 10.000 Stück der robusten Wildart des Dalmatiner- oder Elfenkrokus (Crocus tommasinianus), ursprünglich aus dem westlichen Balkan stammend, gepflanzt.

Krokusse sind ausdauernde Knollenpflanzen, die sich nicht nur über Brutknollen vermehren und über die Jahre große Horste bilden, sondern sich auch versamen können. Durch Bestäubung der Krokusse durch Insekten werden ein paar Wochen nach der Blüte kleine Samenkapseln gebildet. Ameisen verbreiten die Samen über weite Entfernungen.

Dieser zarte, elfengleiche Krokus blüht früher als die meisten anderen Krokusse im Jahr. Schon Ende Februar/Anfang März schieben sich seine hellvioletten schmalen Blüten auf ihren langen weißen Blütenröhren meist noch durch den Schnee.

Will man die Krokusse in der Wiese erhalten, sollte die 1. Mahd nicht vor Ende Mai erfolgen. Die Zwiebeln müssen in Ruhe ihre Laubblätter einziehen können, um genügend Kraft für die Blüte im nächsten Jahr zu haben.

Geduld sollte man bei der Anlage einer Krokuswiese aufbringen, ist sie doch ein Zeichen eingewachsener Gärten und Parks, denn bis eine dichte Fläche mit diesen kleinen, zarten Einzelblüten entstanden ist, vergehen schon mal 50 Jahre. Umso wertvoller, dass es hier auf dem Neuen Annenfriedhof solche Flächen schon gibt.

Friedhöfe sind in dichtbebauten Stadtgebieten ein willkommener Rückzugsort für Mensch und Tier.

Blütenreiche und früchtetragende Sträucher und Bäume bieten Insekten und Vögeln Nahrung und Unterschlupf zugleich.

Ein Friedhof hat neben Grabstätten auch immer bemessene Flächen für Zeiten der Not vorzuhalten. Diese weitläufigen Flächen geben dem Neuen Annenfriedhof einen parkähnlichen Charakter. Gleichzeitig gibt es eine große strukturelle Vielfalt mit einer Mischung aus alten Alleen, Neupflanzungen, weiten Wiesen und überwiegend gepflegten wie auch einigen urwüchsigen Bereichen.

Insbesondere der Teilbereich „Friede & Hoffnung“, in dem auch die Krokuspflanzaktion am 05.10.2019, initiiert und umgesetzt von „Biene sucht Blüte“, einer AG für Wildbienenschutz im Imkerverein Dresden, dem Verband der Annenfriedhöfe und Anna Kosubek – Solutions by nature, stattfand, wird von Spaziergängern gern genutzt und spielt gleichzeitig eine große Rolle für den Arten- und Biotopschutz.

Hervorzuheben ist auf diesem Friedhof der Ideenreichtum, friedhofseigene Flächen für weitere Nutzungen zu öffnen. So existiert seit Frühjahr 2019 am alten Gärtnerhaus der Annengarten, ein Gemeinschaftsgarten für Anwohner (www.annengarten.ufer-projekte.de).

                      

 

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