Anthidium manicatum – der Krieger

Die Große Wollbiene (Anthidium manicatum), auch „Gartenwollbiene“ genannt, ist sowohl in Größe und Aussehen, als auch in ihrem Verhalten eine der auffälligsten unserer heimischen Wildbienenarten. Sie ist vergleichsweise groß, kaum behaart und trägt eine auffällige gelb-schwarze Zeichnung.

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Der Gattungsname Wollbiene deutet auf das Baumaterial hin, mit dem das Weibchen seine Brutnester in vorgefundenen Löchern und Spalten baut: wollige Pflanzenhaare von Wollziest, Salbei u.ä. die es mit seinen Beißwerkzeugen abschabt und, zu einer Kugel geformt, zum Nest trägt. In Sachsen sind noch 5 weitere Wollbienen-Arten heimisch.

In Bezug auf ihre Nahrung ist die Große Wollbiene wenig anspruchsvoll, zeigt aber eine Bevorzugung für Lippenblütler. Den für die Verpflegung der Brut benötigten Pollen transportiert das Weibchen mithilfe einer haarigen „Bauchbürste“ an der Unterseite des Hinterleibs.

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Das Männchen von Anthidium manicatum zeigt ein ungewöhnlich starkes Revierverhalten, bei dem es nicht nur, wie Männchen anderer Bienengattungen, auf Partnersuche um die Futterpflanzen der Weibchen patroulliert; das Gartenwollbienen-Männchen vertreibt dabei zusätzlich Geschlechtsgenossen und andere blütenbesuchende Insekten aus seinem Territorium, indem es sie mit dem dornigen Dreispitz an seinem Hinterleib rammt. Der für die Weibchen daraus resultierende Alleinanspruch auf das Futter macht es für diese besonders attraktiv. Dieser Strategie kommt der ungewöhnliche Größenunterschied zwischen beiden Geschlechtern zugute. Anders als bei anderen Bienenarten, bei denen die Drohnen in der Regel kleiner sind als die Weibchen, sind Garten-Wollbienenmännchen mit einer Größe von 14 – 18 mm oft bedeutend größer als die Weibchen, die eine Größe von etwa 13 mm erreichen.

Durch ihre Vorliebe für viele der typischerweise in Gärten kultivierten Zier- und Kräuterpflanzen, wo sie sowohl Pollen und Nektar als auch Nistmaterial sammelt, fühlt sich die Große Wollbiene in Parks und Gärten besonders wohl. Um sie direkt zu fördern, lohnt es sich, für geeignete Nisthabitate zu sorgen, wie z. B. sonnendisponierte Steinhaufen und Trockenmauern, aber auch Totholz mit ausreichend großen (Käfer-)Fraßgängen.

Hier geht’s zum Steckbrief.

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Halictus quadricinctus – die Familiäre

Die erste Biene, die wir Euch an dieser Stelle vorstellen wollen, ist Halictus quadricinctus, die Vierbindige Furchenbiene. Mit einer Körperlänge von bis zu 16 mm ist sie die größte unserer heimischen Arten der Bienengattung Halictus, die man beim Weibchen an der auffälligen, kahlen Längsfurche auf dem Abdomenende und den deutlichen Haarbinden am Ende der Hinterleibsegmente erkennen kann und die in Sachsen mit 13 Arten vertreten ist.

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Halictus quadricinctus nistet solitär in selbstgegrabenen Hohlräumen, bevorzugt in magerem Lehm oder Löß; in Steilwänden, aber auch in spärlich bewachsenem, ebenem Boden. Das Nest besteht aus einem 8 – 10 cm langen Hauptgang, der in einen Hohlraum mündet, in dem sich eine mit schmalen Stützpfeilern am umliegenden Erdreich befestigte „Grabwabe“ befindet, die zwischen 5 und 20 Brutzellen enthält.

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Die Vierbindige Furchenbiene zeigt einen ungewöhnlichen Familiensinn. Statt, wie andere Bienenarten, nach dem Schlupf das Nest zu verlassen, leben die Nachkommen noch mehrere Wochen lang mit dem Muttertier im Nest zusammen, bis dieses schließlich stirbt. Auch die Halictus-typische Art der Überwinterung unterscheidet sie von anderen Bienenarten, von denen die meisten als Ruhelarve im Kokon überwintern. Die Jungweibchen von Halictus quadricinctus verpaaren sich noch im Sommer mit den Männchen, welche im Spätsommer sterben. Die begatteten Weibchen aber überwintern, um im nächsten Frühjahr ein neues Nest zu bauen.

Obwohl sie wenig wählerisch in Bezug auf ihre Nahrungspflanzen ist, zählt die Vierbindige Furchenbiene zu den stark bedrohten Bienenarten. Während ihrer langen Flugzeit, vom Frühjahr bis in der Herbst hinein, benötigt sie ein durchgehendes Angebot an Blütenpflanzen. Eine zu häufige und ganzflächige Mahd von Wiesen und Wegrändern nimmt der Vierbindigen Furchenbiene im Frühsommer das für die Brut dringend benötigte Pollenangebot sowie während der gesamten Flugperiode den für die Eigenversorgung benötigten Nektar, insbesondere für die bis in den Herbst anzutreffenden und dann überwinternden Jungweibchen. Mindestens ebenso stark ist Halictus quadricinctus auf geeignete Nisthabitate, insbesondere Steilwände, Abbruchkanten und Hohlwege angewiesen.

Weitere Informationen zu Halictus quadricinctus findet Ihr hier auf der Seite von Insekten-Sachsen.

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Was genau sind eigentlich «Wildbienen»?

Als Wildbienen werden umgangssprachlich solitär nistende Bienenarten bezeichnet, wodurch man sie von den sozialen Bienen, wie Honigbienen und Hummeln, unterscheidet. Der Großteil aller Bienen sind solitäre Arten, bei denen ein Weibchen ein oder mehrere Nester mit einzelnen Brutzellen anlegt und mit Proviant ausstattet. Auf diesen Proviant legt es ein Ei und verschließt die Zelle. Es kommen aber auch Übergangsformen, so genannte eusoziale Nistweisen vor, bei denen sich mehrere Weibchen ein Nest teilen oder sich eine Königin wählen, der sie dienen, ohne selbst Nachwuchs zu erzeugen.

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Bienen gehören zur Teilordnung der Stechimmen, bei denen sich der ursprüngliche Legebohrer des Weibchens zu einem gifttragenden Stachel entwickelt hat. Das ist auch der Grund, warum nur weibliche Bienen stechen können.

In Deutschland gibt es 44 Bienengattungen und -untergattungen mit insgesamt über 500 Arten (einschließlich Honigbienen und Hummeln.) Etwa ¾ der nestbauenden Arten nisten unterirdisch, in lockerem, vegetationsarmem Boden, Steilwänden und Abbruchkanten, und nur ¼ oberirdisch in Totholz, markhaltigen oder hohlen Pflanzenstängeln, Schneckenhäuser, Eichengallen; aber auch in  »Insektenhotels«. Jede Bienenart hat hierbei seine spezielle Nistweise.

Das besondere an den Bienen ist, dass sie sich während ihres gesamten Lebens ausschließlich von planzlicher Nahrung ernähren, die ihnen von den Pflanzen zudem noch freiwillig zur Verfügung gestellt wird (als Anreiz für die Bestäubungsarbeit). Anders als andere Stechimmen, die ihre Brut mit tierischer Nahrung versorgen, ernähren die Bienen ihren Nachwuchs mit einer Mischung aus Nektar (oder Blütenöl) und proteinreichem Blütenpollen. Man bezeichnete sie daher früher auch als Blumenwespen, im Gegensatz zu den Raubwespen, zu denen unsere  »Pflaumenkuchenwespe«  gehört, aber auch z. B. Roll- und Keulenwespen, Goldwespen und die eng mit den Bienen verwandten Grabwespen.

Die Spezialisierung der Bienen auf das Sammeln von Pollen als Nahrung für den Nachwuchs ist es, was sie so wichtig für uns und die Natur macht, denn rund 80 % unserer heimischen Nutz- und Wildpflanzen sind auf die Bestäubung durch Blütenbesucher angewiesen. Und einen Großteil dieser wichtigen Bestäubungsarbeit übernehmen die Bienen.

Viele Wildbienenarten sind zum Pollensammeln auf spezielle Pflanzenfamilien oder sogar bestimmte Pflanzenarten spezialisiert. Fehlen diese Pflanzen in der Umgebung, können die Arten sich nicht fortpflanzen. Zum Pollensammeln und für dessen Transport zum Nest dienen je nach Gattung verschiedene Sammelapparate. Es gibt Bauchsammler, Kropfsammler und Beinsammler; Bienen mit langer Zunge, die z. B. Schmetterlingsblüten besuchen, und kurzer Zunge, die nur Korbblütler nutzen.

Auch in ihrer Größe unterscheiden sich die einzelnen Arten stark. Es gibt winzige Bienen mit einer Körperlänge von gerade einmal 4 mm und riesige «Brummer» von 25 mm. Die Arbeiterinnen unserer Honigbienen liegen mit einer Größe von 12–14 mm ungefähr in der Mitte.

Neben den nestbauenden Arten gibt es noch die sogenannten «Kuckucksbienen», bei denen die Weibchen keine eigenen Nester anlegen, sondern in die Nester ihrer jeweiligen Wirtsarten eindringen, die Brut zerstören und ihr eigenes Ei in die bereits verproviantierte Zelle legen, bevor sie diese wieder verschließen. Die meisten Bienenarten haben ihren arteigenen Kuckuck. Teilweise ähneln sich Wirt und Kuckuck sehr stark. Kuckucksbienen sind oft sehr auffällig und farbenfroh. Sie haben keine Sammelbürsten, da sie nicht selbst Pollen für den Nachwuchs sammeln müssen.

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