Historie des Imkervereins Dresden e.V.
Ein traditionsreicher Verein mit einer bewegten Geschichte
Mit 159 Jahren ist der Imkerverein Dresden einer der ältesten Vereine der sächsischen Landeshauptstadt. Die Wurzeln der Bienenwirtschaft gehen auf die Zeidlerei zurück und man nimmt an, dass sich diese Form der Waldnutzung in Europa bereits zwischen 2000 und 1000 v.Chr. als eine Mischung aus Honigjagd und Bienenhaltung entwickelte.
Der Gesellschaftswandel und andere Faktoren führten zum Aussterben der Zeidlerei und seines Berufsstandes um 1800 und nach langem Dornröschenschlaf wurde die Bienenzucht und Bienenwirtschaft ca. 1850 in neuer Art und Weise wieder zum Leben erweckt. Wanderversammlungen der Bienenzüchter tagten in allen deutschsprachigen Gegenden regelmäßig mit reger Beteiligung, 1857 in Dresden sogar im Palais im Großen Garten und mit finanzieller Unterstützung König Johanns.
Sieben Väter und ein Baby
Dies war der äußere Anlass für die Gründung eines Dresdner Vereins. Auf Initiative von Heinrich Pötzsch kamen die Bienenzüchter und –freunde Gastwirt Rossiat, Privatus Deumer, Privatus Häussler, Kunstgärtner Schreiber, kgl. Kammerlakai Smy und Hofzahlamtskontrolleur Mergen 1857 in seiner damaligen Wohnung zusammen und gründeten den „Bienenzüchterverein für Dresden und Umgegend. 10 Neugroschen betrug Vereinsbeitrag jährlich und bis Ende des Gründungsjahres hatte der Verein bereits Mitglieder. Im Laufe der nächsten Jahrzehnte dehnte sich das Vereinsgebiet auf fast ganz Mittelsachsen aus. Aus diesem recht großen Vereinsgebiet spalteten sich im Laufe der Zeit zahlreiche andere Lokalvereine ab.
Bildung und Naturschutz von Anfang an
Am 1859 entstandenen Vereinsbienenstand in der Ziegelgasse 5 in Dresden wurden die Vereinsmitglieder in den praktischen Arbeiten an den Völkern unterwiesen. Für die Theorie entstand Ende der siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts eine Bücherei, die 1933 bereits 400 Bücher umfasste. Dem Schutz der Bienen und ihrer natürlichen Lebensgrundlagen schenkte der Verein schon immer besondere Aufmerksamkeit: sie sorgten schon 1860 für Bienenweide wie Schwarzkümmel, Weißklee und Kornblume auf landwirtschaftlichen Anbauflächen und stellten sich nach dem ersten Weltkrieg der Abholzungswut von Linden, Robinien und Kastanien in den Stadtgebieten entgegen.
Das Wohl der Biene
Ebenfalls schon 1860 ging man mittels Aufklärung und Beeinflussung der Obrigkeiten gegen das massenweise Bienensterben in Zuckersiedereien, Lebküchlereien, Schokoladen- und Süßigkeitenfabriken vor, wo die Bienen durch offene Fenster angelockt und massenweise getötet wurden. Mit fortschreitender wissenschaftlicher Erkenntnis der Bienenseuchen und deren Bekämpfungsmethoden setzte sich der Verein verstärkt für die Gesunderhaltung der Bienen ein. 1923 errichtete er einen Ausschuss zur Beratung bei Bienenkrankheiten, womit die Vorstufe der Seuchenwarte geschaffen wurde.
Honig – das Objekt der Begierde
Im ersten Weltkrieg drängten viele auf Honig und Zucker hoffende Außenstehende infolge der Ernährungsschwierigkeiten in den Verein und ließen die Mitgliederzahlen von 206 im Jahr 1916 auf bis zu 568 im Jahre 1920 anschwellen. Sie belasteten die Vereinsleitung zusätzlich zu den wegen Rohstoffknappheit angefallenen Verwaltungsaufgaben außerordentlich: ab 1916 wurde aufgrund der „Wachsbeschlagnahme“ über die Wachsbestände der Vereinsimker Buch geführt und ab 1917 über die Abgabe von Honig, da die Lieferung von Futterzucker davon abhängig gemacht wurde. Beinahe 700 organisierte und nicht im Verein organisierte Bienenhalter wurden über den Verein mit Futterzucker beliefert. Dazu kam die fortschreitende Geldentwertung, wegen der man die Vereinseinnahmen noch am selben Tag gegen Ware einlösen musste. Schließlich führte man die Bezahlung mit einem Pfund Honig als Mitgliedsbeitrag pro Mitgliedsjahr ein. Erst das Jahr 1924 brachte die Erlösung mit dem „freien“ Zucker. Schlagartig sank die Mitgliederzahl auf 237 im Jahr 1925.
Black Box 2. Weltkrieg
Die Zeit von 1933 bis ca. 1950 ist für die Imkerei in Dresden ein schwarzes Kapitel im wahrsten Sinne, es liegen zum Dresdner Imkergeschehen leider keine Unterlagen mehr vor. Laut Angaben des Imkervereins Mühlheim an der Ruhr e.V. wurde der Deutsche Imkerbund 1933 zur „Reichsfachgruppe Imker“ im Reichsverband Deutscher Kleintierzüchter, gewählt wurde jetzt nicht mehr und alle bisherigen Vereine wurden in Ortsfachgruppen überführt und die Eintragungen aus den Vereinsregistern gelöscht. Mit Beginn des Krieges 1939 wurden Zucker und Papier für Vereinszeitschriften rationiert und die Imker wurden aufgerufen, die Völker zu vermehren, Obstbäume zu pflanzen und Honig und Wachsspenden abzuliefern. 3 kg Honig pro Volk wurden zur Pflichtabgabe. Zur besseren Fettversorgung der Bevölkerung wurden die Imker aufgefordert mit ihren Bienen in die Raps- und Rübsentracht zu wandern, um den Ölertrag zu erhöhen. Ab 1942 verschlechtert sich die Lage rapide, die Ortsfachgruppen schrumpfen, viele erfahrende Imker überleben den Krieg nicht und Bienenhäuser, Beuten und Arbeitsgeräte sind zerstört. Zucker für die Wintereinfütterung der Völker gibt es nicht mehr. Mit Kriegsende 1945 ist der Zusammenbruch der organisierten Imkerei so groß, dass sich erst einige Jahre danach wieder Imker zusammenfinden, um die alten Verein wieder aufleben zu lassen.
Imkern im Osten – gesellig und einträglich
Mit der wirtschaftlichen Besserung im Land normalisierten sich die Mitgliederzahlen, die Zucker gegen Honig Regel blieb bestehen. 1953 wurde die Selbstständigkeit der Vereine eingestellt und die Imkersparte Dresden eröffnet. Ab dem Zeitpunkt gehörten alle Imkersparten zum Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter. Eine reges Vereinsleben etablierte sich. In regelmäßigen und sehr gut besuchten Mitgliederversammlungen wurden unter reger Diskussionsbeteiligung Beutenkonzepte vorgestellt oder über Fachwissen zu Zucht, Belegstellen oder Bienengesundheit gesprochen. Sogar Busfahrten und Imkerbälle wurden zwischen 1970 und 1980 organisiert. Die Imkerei wurde in der DDR staatlich sehr stark unterstützt. Zum einen wurden verschiedene Maßnahmen wie zum Beispiel die Anwanderung zum Bestäuben von landwirtschaftlichen Kulturen oder Obstanbau mit kräftigen Prämien gefördert. Der Honig wurde auch in kleinsten Mengen zentralisiert von den Bäuerlichen Handelsgenossenschaften (BHG) aufgekauft und in den Handel gebracht. Die erforderlichen Gefäße für die Abfüllung wurden den Imkern auf Leihbasis kostenlos zur Verfügung gestellt.
Vom Wirtschaftszweig zum Hobby
Mit der politischen Wende 1989 brach auch das Imkerwesen in seiner damaligen Form zusammen. Die Mitgliederzahl ging von 220 „in den Keller“ und die verbliebenen Imker senkten Ihren Völkerbestand wegen der fehlenden Honigabnahme. Die Eigenvermarktung musste sich erst entwickeln. „Dass die Imkerei von der gut bezahlten und devisenbringenden Produktion zur nicht gefragten Liebhaberei absank“, bekümmerte die Verbliebenen, die nun auch die Medikamentenkosten für Ihre Völker selbst tragen mussten. Eine überzeugte Vorstandsvorsitzende und engagierte Mitglieder sorgten für ein fruchtbares Vereinsleben. Sie warben für die Imkerei und vertraten die Interessen der Imkerschaft gegenüber Dritten und Institutionen. Liselotte Böhm, Christian Morgenstern und Erhard Salaske seien hier stellvertretend genannnt.
Imkern – eine Frage der Lebenseinstellung
Die Menschen holen sich ein Stück Natur in die Stadt. Imkern ist im Kommen und die Bienenhaltung in der Stadt ist in den letzten Jahren zum Lifestyle, zu einer Art Lebensgefühl geworden. Durch die neue Achtsamkeit gegenüber Herkunft und Herstellung von Nahrungsmitteln möchte sich auch der Stadtbewohner gut ernähren und seine Nahrung sogar selber produzieren. Die Selbstversorgung mit Honig ist leicht erlernbar und versüßt das Leben. Und so profitiert auch Dresden davon mit einem derzeit ungebremsten Zulauf an neuen Vereinsmitgliedern.