Lehrpfad: Nr. 10 – Wiesen(ge)schichten
Wiesen sind abwechslungsreich und bunt. In jedem Fall sind sie mehr als grüner Rasen – sie sind Lebensraum für Insekten, ein Refugium für viele Wildpflanzen und auch ein Kulturgut, denn eine Wiese wird geschaffen durch regelmäßiges Mähen. Keine Wiese gleicht einer anderen – je nach Bodenbeschaffenheit, Sonneneinstrahlung und Bewirtschaftung hat jede eine andere Artenzusammensetzung und dadurch ein eigenes Gesicht.
Das ökologische Potenzial einer Wiese ist enorm, denn in ihren Schichten gibt es vielfältige Nahrungsangebote und Nistmöglichkeiten.
Sichtbar ist vor allem die Blütenschicht. Hier gibt es ausreichend Licht für die Pflanzen: viele Gräser aber auch zahlreiche Blütenpflanzen, überwiegend mehrjährig. Wildbienen, Schmetterlinge, Schwebfliegen und viele andere Insekten finden Nektar und Pollen als Nahrung, aber auch Ruhe- und Schlafplätze. Und auch die Räuber, wie z.B. Krabbenspinnen, sind natürlich erfolgreich!
Etwas versteckt bietet die Blatt- und Stängelschicht geschützten Lebensraum für Heuschrecken, netzbauende Spinnen, Schmetterlingsraupen, Blattkäfer, -wanzen und -läuse.
In der Streuschicht ist es feucht und schattig – ideale Bedingungen zum Verstecken und zur Eiablage für kleinere Tiere wie Tausendfüßer, Schnecken, Käfer und Grillen und auch bodenbrütende Vögel oder Eidechsen, Blindschleichen und Schlangen. Das manchmal übliche Mulchen zerstört dieses Gleichgewicht: zu viele Pflanzenreste können nicht ausreichend zersetzt werden und das Keimen von Samen wird verhindert. Zusätzlich werden der Wiese dadurch Nährstoffe zugeführt, die die Artenvielfalt vermindern.
Der Boden ist weitgehend unseren Blicken entzogen – aber entscheidend für die Versorgung und Stabilität der Pflanzen. Außerdem ist ein verstecktes Reich dort zu finden: Wohnraum und Schutz für kleine Säuger. Auch ein Großteil der Wildbienen nisten im Boden (möglichst an vegetationsfreien Stellen), und Hummelköniginnen überwintern hier oder nutzen alte Mäusehöhlen für ihre Völker.
Der Lebensraum Wiese wird durch das Mähen erhalten – aber auch bei jeder Mahd gestört. Die meisten Insekten überleben einen Rasenmäher nicht – Sense oder Balkenmäher jedoch schon. Wichtig ist es zudem nur 1 – 3 Mal pro Jahr und jeweils nur Teilbereiche zu mähen, damit in den verbleibenden ungemähten Wiesenteilen Rückzugsräume und Futterquellen für die Tiere bestehen bleiben.
Stationsverantwortliche: Claudia Sperling / Kerstin Walther