Die Gesundheitsgruppe informiert: Hinweise zur Varroabehandlung
Wir dürfen trotz unserer Faulbrutsituation die Varroamilbe nicht vergessen !
Behandlungsanleitung (Download: Spätsommerbehandlung_Varroa)
Fragen dazu sind bitte zu richten an Imkerfreundin Anke unter bienengesundheit@imkerverein-dresden.de
Liebe Imkerinnen, liebe Imker,
es ist an der Zeit die Milbenbelastung in unseren Völkern zu kontrollieren.
Dazu werden die Bodeneinlagen (Windel) für ca. 1 Woche unter die Völker geschoben und danach der tägliche Milbenfall ermittelt.
Bei einem täglichen Milbenfall unter 10 Milbe/Tag im Juli ist noch alles im grünen Bereich, aber es sollte nach der Honigernte behandelt werden. Jungvölker sollten 5 Milbe/Tag im Juli nicht überschreiten. Wenn der tägliche Milbenfall deutlich darüber liegt, sollte bei Wirtschaftsvölkern der Honig eher abgeerntet werden und diese Völker sofort behandelt werden. Jungvölker müssen bei einer Überschreitung ebenfalls schon einer Behandlung unterzogen werden, was sich aber negativ auf die Volksentwicklung auswirkt. Wer die Jungvölker in der brutfreien Zeit mit Milchsäure oder Oxalsäure behandelt hat , wird nur in Ausnahmefällen darüber liegen. Sie sollten erst nach der Auffütterung im September mit Ameisensäure behandelt werden.
In Fällen mit sehr hohem Befall (20 Milben/pro Tag) hilft es, die Honigsaison bei diesen befallenen Völkern zu beenden, die komplette Brut zu entnehmen und die verbliebenen Waben mit ansitzenden Bienen sofort einer Sprühbehandlung mit Milchsäure oder mit der Träufelmethode mit Oxalsäure zu unterziehen. Die Sprühbehandlung mit Milchsäure sollte im Abstand von 7 Tagen wiederholt werden. Die Brutentname nur bis Ende Juli durchführen, sonst entnimmt man mit der Brut die zukünftigen Winterbienen. Es ist deshalb wichtig, jetzt schon den Milbenfall zu kontrollieren, um rechtzeitig stark befallene Völker zu erkennen. Es wird empfohlen, nur organische Säuren wie Ameisen(60%) -, Milch(15%) – und Oxalsäure(3,5%) zu verwenden. Ameisensäure wirkt teilweise bis in die Brut der Bienen, Oxalsäure und Milchsäure dagegen nicht, deshalb diese zwei Säuren nur an brutfreien Völkern anwenden. Alle anderen zugelassenen Medikamente ( Bayvarol, Apitraz usw. ), auch Thymol können zu Rückständen im Honig führen. Perizin wird nicht mehr produziert. Es gibt bereits Resistenzen bei Wirkstoffe dieser Medikamente. Wir werden deshalb an dieser Stelle nur auf die Behandlung mit organischen Säuren eingehen.
Imker, die andere zugelassene Medikamente verwenden wollen, entnehmen die genaue Vorgehensweise der dazugehörigen Packungsbeilage des Herstellers. Die Verwendung dieser Medikamente und alle oxalsäurehaltigen Medikamente müssen im Bestandsbuch dokumentiert werden. Das Medikament Apilife Var muss ebenfalls im Bestandsbuch dokumentiert werden, da außer Thymol noch andere Wirkstoffe enthalten sind.
Bei allen Wirtschaftsvölkern sollte die Behandlung sofort nach der Honigernte beginnen. Bei Verdunstern hat es sich bewährt die erste Langzeitbehandlung nach der Honigernte und die nächste Langzeitbehandlung nach der Auffütterung Mitte September durchzuführen, um die Produktion der Winterbienen nicht zu stören. Während der Tracht darf kein Medikament gegen die Milbe bei Honigvölkern eingesetzt werden.
Es wird empfohlen zur Milbenreduktion in der Tracht, im April 1-2 Baurahmen/Volk ohne Draht einzuhängen und die darin entstandene Drohnenbrut nach der Verdeckelung abwechselnd bis Juli auszuschneiden. Mindestens 3-4 Baurahmen sollten pro Volk in dieser Zeit ausgeschnitten werden.
Die komplette Brutentnahme Ende Mai, zur ersten Honigernte, ist auch ein sehr wirksame Methode um die Anzahl der Milben erheblich zu reduzieren (siehe „Hohen Neuendorfer Betriebsweise“). Aus den entnommen Brutwaben werden mit der Hälfte der absitzenden Bienen Brutscheunen/Puppenstuben gebildet.
Behandlungsbeispiele :
Jeder muss sich informieren, um für seine Beute die geeignete Methode und Anwendungsmengen herauszufinden. Vor der Behandlung die Bodenschieber einschieben, damit eine optimale Wirkung erreicht werden kann. Die Fluglöcher werden nicht geschlossen. Es darf nicht gleichzeitig gefüttert werden! Die Fütterung sollte ca. 3 Tage vorher abgeschlossen sein, damit die Konzentration der Ameisensäure nicht verdünnt wird. Überflüssige Leerzargen sollten entfernt werden, um den Verdunstungsraum nicht zusätzlich zu vergrößern. Das Wetter darf nicht feucht und kalt sein. Die Verdunstung wird dadurch ebenfalls negativ beeinflusst. Alle Völker am Stand sollten gleichzeitig behandelt werden.
Siehe auch: www.varroawetter.de
Schwammtuchmethode:
Trägerstoff: Haushaltsschammtücher, ca. 20 x 20 x 0,5 cm
Ameisensäure 60 %ig, tiefgekühlt
Anwendung von oben: 2 ml/Wabe z. B. bei DNM und Zander, 3 ml/Wabe bei Dadant und Golz ( Kuntschmaß )
Wetter: kein Regen oder kaltes, feuchtes Wetter, min 15 °C, höchstens 25 °C
An heißen Tagen lieber abends mit der Behandlung beginnen. Bei kühlen Nächten vormittags behandeln.
Es sind Königinnenverluste möglich.
Arbeitsschritte: Arbeitsschutz! Schutzbrille und säurefeste Schutzhandschuhe! Ameisensäure abmessen, Schwammtuch auf einer säurefesten Unterlage mit Ameisensäure beträufeln, Tuch auf Oberträger legen, Wachsbrücken vorher entfernen und Bienen mit Rauch nach unten treiben, Beute schließen, Bodenschieber
Behandlungsintervall: 2 – 4 Anwendungen im Abstand von 4 – 7 Tagen ca. 3 – 4 Wochen nach den Behandlungen stellt sich der normale Milbenfall wieder ein.
Der Erfolg der Behandlungen muss nach dieser Zeit kontrolliert werden! Wenn sich die Milbensituation nicht gebessert hat, muss es weitere Behandlungen geben. Nach den Fehlern suchen.
Ameisensäurebehandlung mit Verdunstern:
geeignete Verdunster: z.B. Nassenheider Verdunster, Liebig Dispenser
Ameisensäure 60 %ig, Nicht kühlen! Die Säure läuft bei Erwärmung im Volk komplett aus, vor allem beim Liebig Dispenser. Nach Bedienungsanleitung der Hersteller arbeiten, Arbeitsschutz!
Wetter: kein Regen oder kaltes, feuchtes Wetter, 15 – 30°C
Wichtig! Es muss die Verdunstungsmenge häufig kontrolliert werden!
Den Verdunster in das Volk stellen und in den Urlaub fahren, kann schief gehen. Entweder ist zu wenig verdunstet und alle Milben leben noch oder es ist alles ausgelaufen mit katastrophalen Folgen. Auch hier muss der Erfolg nach 3-4 Wochen kontrolliert werden!
Nach den Behandlungen sollte der natürliche Milbenfall im Spätherbst unter 0,5 Milbe/Tag liegen. Wenn mehr Milben fallen, muss eine Winterbehandlung mit Oxalsäure oder Milchsäure folgen. Die Völker müssen brutfrei sein. Alle Bienen müssen „ zu Hause“ sein. Milchsäure wird gesprüht, Oxalsäure wird geträufelt oder gesprüht. Spühbehandlungen im Winter bei Temperaturen deutlich über 0°C durchführen. Die Bienen dürfen nicht verklammen. Die Träufelbehandlung mit Oxalsäure wirkt besser bei Temperaturen unter 0°C. Die Bienentraube soll eng sitzen. Eine Oxalsäureverdampfung ist in Deutschland nicht zugelassen. Arbeitsschutz beachten, Schutzhandschuhe, Schutzbrille, Sprühnebel nicht einatmen – Windrichtung beachten!
Es geht auch ohne Ameisensäure:
-ab April Drohnenbrut scheiden, 3-4x/Volk bis Juli – Milben wandern in die Drohnenbrut und nach Verdeckelung dieser, werden sie durch das Ausschneiden der Brut aus dem Volk entfernt
-ab Mai Ablegerbildung, in der brutfreien Zeit nach ca. 3-4 Wochen Sprühbehandlung mit Milchäure mit den Brutwaben werden die Wirtschaftsvölker entlastet, da sich die Milben in der Bienenbrut befinden, diese werden nach dem Bienenschlupf mit der Sprühbehandlung im Ableger getötet
-nach der Honigernte komplette Entnahme der Brut im Wirtschaftsvolk und verbleibende Waben mehrfach mit Milchsäure oder Oxalsäure im Abstand von wenigen Tagen besprühen
-Befallskontrollen nicht vergessen, nur wenn notwendig ab Mitte September eine Ameisenbehandlung durchführen
-Befallskontrolle im Spätherbst, eine Winterbehandlung mit Milch- oder Oxalsäure sollte durchgeführt werden Methode „ Teilen und Behandeln“ nach Dr. Liebig:
-gleich nach der Honigernte Wirtschaftsvolk in einen Flugling mit der Königin und ein Brutvolk teilen, dazu die Königin herausfangen und käfigen, mit Futterteig verschließen
-Flugling: leere Zarge mit Mittelwänden füllen und auf den alten Platz des Wirtschaftsvolkes stellen, Königin des Wirtschaftsvolkes im Käfig unter Futterteigverschluss dazu hängen
-Brutvolk: wird verstellt, kann auch über den Flugling stehen, alle Flugbienen fliegen ab und kehren im Flugling ein, Brutvolk zieht sich eine neue Königin nach
Varroabehandlung:
– Flugling-nach ca. 2 Tagen, wenn Königin befreit ist, mit Milchsäure besprühen, Befallskontrolle, bei Bedarf mehrfach wiederholen im Abstand von wenigen Tagen
-Brutvolk -nach 21 Tagen, nachdem sämtliche Brut geschlüpft ist, ebenfalls mehrfach mit Milchsäure besprühen
Arbeitsschutz! (Brille, Handschuhe, entsprechender Atemschutz usw.)
Fütterung:
-Flugling: gleich mit der Fütterung in kleinen Gaben beginnen, Königin muss frei sein, Flüssigfutter ist zu empfehlen
-Brutvolk: wenn Futterreserven vorhanden, erst mit der Fütterung beginnen, wenn die neue Königin in Eilage gegangen ist Wenn die Vereinigung im Oktober geplant ist, werden beide Volksteile mit jeweils 10 kg aufgefüttert
Oktober:
Wenn gewünscht, Vereinigung der beiden Volksteile
Winterbehandlung:
-Spühbehandlung mit Milchsäure
-Träufelbehandlung mit Oxalsäure
Und wieder ist der Arbeitschutz zu beachten!
Wir weisen darauf hin, nur Medikamente und Behandlungsmethoden anzuwenden, die in
Deutschland zugelassen sind!
Viel Erfolg!
Die Bienengesundheitsgruppe des Imkerverein Dresden e.V.
Literatur: Dr. Friedrich Pohl, „Bienenkrankheiten“
Dr. Gerhard Liebig, „Einfach imkern“